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28. März 2024

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Die kindliche Verarbeitung von Traumata

Die kindliche Verarbeitung von Traumata© Bilderbox.com

Eine wissenschaftliche Studie der University of East Anglia (UK) hat bei Kindern die Verarbeitung posttraumatischer Störungen untersucht. Eine unterschiedliche Eigenwahrnehmung der Symptome kann große Auswirkungen auf Krankheitsverlauf und Behandlung haben, so ein Bericht von PressetextAustria .

(PTA/red/cc) Die britische University of East Anglia hat mit 200 Kindern eine Studie zum Thema posttraumatische Belastungsstörungen durchgeführt. Ein Ergebnis zeigt, dass Kinder eher an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden, wenn sie glauben, dass ihre Reaktion darauf nicht "normal" ist.

Die meisten Heranwachsenden erholen sich nach einer derartigen Erfahrung gut. Manche erkranken jedoch an einer PTBS, die Monate, Jahre oder sogar bis ins Erwachsenenalter anhalten kann. Am Beginn stehen dabei zumeist Probleme bei der Verarbeitung der Erkrankung und die Wahrnehmung der Symptome als etwas, das ernsthaft falsch ist.

Autounfälle, Überfälle, Hundeattacken, medizinische Notfälle
Symptome einer PTBS können bei Kindern und Teenagern eine gängige Reaktion auf ein Trauma sein, so die Analyse von Forschungsleiter Richard Meiser-Stedman. In den ersten Monaten werde daher keine entsprechende Diagnose gestellt, da es sich um eine völlig normale Reaktion handle. In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher nun, warum manche Kinder in der Zeit nach einem Trauma erhebliche Symptome eines traumatischen Stresses haben und andere nicht - sowie warum erholen sich viele vom Trauma und warum haben andere bleibende Probleme?

An der Studie nahmen über 200 Kinder im Alter zwischen acht und 17 Jahren teil, die nach einem traumatischen Ereignis in die Notaufnahme eingeliefert worden waren. Zu den traumatischen Erlebnissen gehören Autounfälle, Überfälle, Angriffe von Hunden oder andere medizinische Notfälle. Die Studie basierte auf persönlichen Gesprächen mit den Betroffenen und ihre Belastungen durch PTBS wurden zwischen zwei und vier Wochen nach dem Trauma sowie erneut nach zwei Monaten beurteilt.

Mehrere Gruppen
Die Forscher teilten die Reaktionen der Kinder in drei Gruppen auf: eine "belastbare" Gruppe, die keine klinisch signifikanten Stresssymptome entwickelte. In einer zweiten Gruppe jene, die anfangs Symptome zeigten, die nach zwei Monaten wieder verschwunden waren und in der dritten Gruppe waren signifikante Symptome zu beiden Zeitpunkten festzustellen. Zusätzlich wurde untersucht, ob soziale Unterstützung und das Reden über das Trauma mit Freunden oder der Familie gegen anhaltende Probleme halfen. Faktoren wie andere Stresserlebnisse im Leben oder das Vorhandensein anhaltender Schmerzen wurden ebenfalls berücksichtigt.

Laut Meiser-Stedman waren PTBS-Symptome zu Beginn ziemlich weit verbreitet. Diese Reaktionen werden laut dem Forscher durch große Angst und Konfusion während des Traumas ausgelöst. Der Großteil der Kinder und Jugendlichen erholte sich jedoch ohne weitere Intervention von dieser Erfahrung. Das Ausmaß der körperlichen Verletzungen konnte eine PTBS nicht vorhersagen. Auch andere Stressoren, das Ausmaß der sozialen Unterstützung oder Selbstvorwürfe spielten dabei keine Rolle.

Viel Nachdenkzeit verschlechtert Erholung
Die jungen Menschen, die sich nicht gut erholten und zwei Monate nach ihrem Trauma in Richtung einer chronischen PTBS tendierten, dachten viel wahrscheinlicher und kontinuierlicher negativ über ihr Trauma und ihre Reaktionen. Die Symptome wurden dahingehend wahrgenommen, als wäre etwas mit ihnen ernsthaft und dauerhaft nicht in Ordnung. Sie vertrauten anderen Menschen weniger und gingen davon aus, dass sie damit nicht zurechtkommen könnten. In vielen Fällen verschlechterte ein Nachdenken oder das Reden mit Freunden und Familie ihren Zustand.

Jene, die sich nicht gut erholten, waren Kinder, die davon berichteten, dass sie viel Zeit damit verbrachten, das Trauma zu verstehen. Es scheint möglich zu sein, dass die Betroffenen in diesem Prozess steckenbleiben und zu viel Zeit damit verbringen, sich darauf zu konzentrieren, was und warum es geschehen ist. Die jungen Menschen, die sich gut erholten, waren durch ihre Reaktionen weniger belastet und schienen ihnen auch weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Die Ergebnisse der Studie wurden im "Journal of Child Psychology and Psychiatry" publiziert.

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PressetextAustria/red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 09.05.2019