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29. März 2024

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Eine verdiente Bühne für den Nachwuchs

Eine verdiente Bühne für den Nachwuchs© piqs.de/flavia

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften vergab die diesjährigen Auszeichnungen für junge Spitzforscher. Juden-Pogrome, Migration, Chemie, Biologie oder Energie als inhaltliche Schwerpunkte der prämierten Projekte.

Einmal jährlich prämiert die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) herausragende WissenschaftlerInnen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Im heurigen Jahr wurden an 16 ForscherInnen aus den verschiedensten Disziplinen insgesamt 12 Preise verliehen.

Otto-Vogl-Preis und Richard G. Plaschka-Preis
Beate Steller, Chemikerin, die molekulare Modelle zum besseren Verständnis von Oberflächenprozessen erforscht, wurde mit dem am höchsten dotierten Otto Vogl-Preis von 5.000 Euro ausgezeichnet. Mit Stellers Modellen können Käfigstrukturen verschiedener Legierungen und Verbindungen, wie sie etwa bei heterogenen Mischkatalysatoren oder Supraleitern zur Anwendung kommen, auf ihr Reaktionsverhalten untersucht werden. Mit 26 Jahren ist Beate Steller auch die jüngste Preisträgerin. Sie wurde für ihre Masterarbeit an der TU Graz mit dem Otto-Vogl-Preis prämiert, benannt nach dem in Traiskirchen geborenen US-Chemiker (1927–2013).
Eva Reder, Historikerin, forscht zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung in Polen. Sie erhielt den mit 4.000 Euro dotierten Richard G. Plaschka-Preises. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen die Jahre 1918 bis 1920 sowie 1945 und 1946, wo es gehäuft zu antisemitisch motivierter Gewalt durch die Mehrheitsbevölkerung gekommen ist. Reder promovierte an der Universität Wien, sie untersuchte mehrere Pogrome anhand von Militär- und Gerichtsakten sowie Zeugenaussagen. 2019 wird ihre Dissertation im Verlag des Herder-Instituts erscheinen.
Christoph Novak, Politikwissenschaftler wurde für seine Forschungsarbeit über die soziale Akzeptanz von Muslimen in Zürich und Wien mit dem ebenso mit 4.000 Euro dotierten Dissertationspreis für Migrationsforschung ausgezeichnet. Der Doktorand an den Universitäten Genf und Wien forscht zur sprachlichen Konstruktion von Zugehörigkeit, insbesondere im Spannungsfeld von Großstädten. Hier ist gleichzeitig ein vielfältiges und friedliches Zusammenleben auf engem Raum gegeben wie auch anti-muslimische, rassistische Diskurse. Mittels narrativen Interviews sowie Foto-Interviews erforscht Novak, wie sich junge muslimische Erwachsene in ihrem sozialen Umfeld sprachlich darstellen und sich selbst darin verorten.

Die gesammelten Preisträger
Otto Vogl-Preis an Beate Steller (Technische Universität Graz) für: „Diorganotin Dihydrides as Building Blocks for functionalised Oligomers and σ-conjugated Materials“
 
Karl Schlögl-Preis an Michael Schauperl (aktuell University of California, San Diego) für: „Enthalpic and Entropic Contributions to Biomolecular Recognition“ und Saad Shaaban (Universität Wien) für seine Dissertation: „I. The keteniminium ion: A Convenient Synthetic Intermediate. II. Redox reactions: Metal-Free Redox Transformations for C-C and C-N Bond Construction“
 
Preis für Paläobiologie an Thomas Suttner (Naturhistorisches Museum Wien), für seine Forschungen zur Biostratigraphie und Paläobiologie von Conodonten

Walther E. Petrascheck-Preis an David Misch (Montanuniversität Leoben) für seine Publikationen auf den Gebieten der Erdölgeologie und der Sedimentologie.
 
Best Paper Award an José Luis Romero (Universität Wien und Institut für Schallforschung der ÖAW) für: „Sampling theorems for shift-invariant spaces, Gabor frames, and totally positive functions“
 
Roland Atefie-Preis zu gleichen Teilen an Michaela Quast-Neulinger (Universität Innsbruck) für ihre Dissertation „Zwischen Dolorismus und Perfektionismus. Konturen einer ‚Politischen Theologie der Verwundbarkeit‘ im Ausgang von Talal Asad“ und Michael Stadler (Universitäten Wien und Ferrara) für seine Dissertation „The Ontological Nature of Part-Whole-Oscillations. An Interdisciplinary Determination“

Jubiläumspreis des Böhlau Verlages Wien zu gleichen Teilen an Paul Keckeis (Universität Klagenfurt) für seine Dissertation „Robert Walsers Gattungen“ und Bruno Langmeier (derzeit Universität Würzburg) für seine Dissertation „Ordnung in der Polis. Grundzüge der politischen Philosophie des Aristoteles“.
 
Richard G. Plaschka-Preis an Eva Reder (Universität Wien) für ihre Dissertation „Pogrome im Schatten polnischer Staatsbildung 1918–1920 und 1945/46: Auslöser, Motive, Praktiken der Gewalt“ und Bálint Varga (Ungarische Akademie der Wissenschaften) für seine Monographie „The Monumental Nation: Magyar Nationalism and Symbolic Politics in Fin-de-siècle Hungary“ (Berghahn Books, New York 2016)
 
Gustav Figdor-Preis für Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an Susanne Schwab (Universität Wien) für ihre Forschungen im Bereich schulischer Inklusion
 
Gustav Figdor-Preis für Sprach- und Literaturwissenschaften an Gernot Howanitz (Universität Passau) für seine Dissertation „Web texten. Text leben. Leben weben. (Auto-)Biographische Praktiken im literarischen Runet“.
 
Dissertationspreis für Migrationsforschung an Christoph Novak (Universität Wien) für sein Dissertationsprojekt „Politics of Belonging in Diverse Space. Qualitative Analysis of Narratives about Daily Life and Local Space of Young Muslims Living in Vienna and Zurich“
 
Auszeichnung der besten Publikation (Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die ÖAW) an Marieke Brandt (Institut für Sozialanthropologie der ÖAW) für ihre Monographie „Tribes and Politics in Yemen. A History oft he Houthic Conflict“ (Hurst & Company, London 2017).

Links

red/mc, Economy Ausgabe Webartikel, 22.11.2018