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28. März 2024

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Neues Kamerasystem für sichere LKW

Neues Kamerasystem für sichere LKW© Bilderbox.com

Der diesjährige Ferdinand-Porsche-Preis der TU-Wien geht an die Entwickler eines Kamerasystems, das Außenspiegel am LKW ersetzt und entsprechend für mehr Sicherheit sorgen soll.

(red/mich) In einem langen, hohen und breiten Lastkraftwagen ist es nicht leicht, immer die Übersicht zu bewahren. Rückspiegel haben tote Winkel, besonders beim Abbiegen aber auch nachts können gefährliche Situationen auftreten, wie leider einige Unglücksfälle in der Vergangenheit zeigten.

Uwe Baake vom Unternehmen Daimler Trucks und Werner Lang vom Unternehmen MEKRA Lang haben nun ein innovatives Kamerasystem entwickelt, das Rückspiegel ersetzt und das LKW-Fahren sicherer machen soll. Dafür wurden sie nun mit dem Ferdinand-Porsche-Preis der TU Wien ausgezeichnet, der alle zwei Jahre für herausragende Leistungen in der Kraftfahrzeugtechnik vergeben wird.

Kamera statt Rückspiegel
Wenn es nach Uwe Baake und Werner Lang geht, wird der Fahrer im LKW der Zukunft nicht mehr durch das Seitenfenster auf einen Seitenspiegel blicken. Stattdessen soll im Inneren des Fahrzeugs ein Hochformat-Bildschirm installiert werden und die außen am Fahrzeug befindlichen und anpassbaren Kameras liefern das nötige Bildmaterial. Der Bildausschnitt kann damit je nach Fahrsituation angepasst werden, tote Winkel werden vermieden.

Das Bild kann zudem so optimiert werden, dass auch in der Nacht oder bei schlechtem Wetter gute Sichtbarkeit gegeben ist. „Auch ergonomisch sei der Bildschirm ein Fortschritt, da der Kopf beim LKW-Lenken nicht mehr gedreht werden muss. Die neue Technik ist dem herkömmlichen Seitenspiegel ähnlich, der Umgang mit der neuen Bildschirm-Technik sollte daher von Anfang an intuitiv möglich sein“, so die TU-Wien in einer Aussendung.

Zahlreiche weitere Funktionen
Auf dem Bildschirm können Hilfslinien oder Distanz-Warnungen eingeblendet werden. So soll es wiederum einfacher werden, Abstände richtig einzuschätzen. Beim Zurückfahren kann automatisch eine andere Kameraperspektive dazu geschaltet werden. Außerdem bietet das System die Möglichkeit, Daten aufzuzeichnen, sodass bei einem Unfall leicht geklärt werden kann, was passiert ist.

In einer Ruhepause, wenn im abgestellten LKW die Vorhänge vorgezogen sind, kann man mit dem Kamerasystem die Umgebung des Fahrzeugs im Blick behalten. „Zusätzlich verringert die Technologie auch noch den Treibstoffverbrauch, weil kleine Außenkameras mit viel besseren aerodynamischen Eigenschaften gebaut werden können als große Rückspiegel“, so weitere Erläuterungen der Entwickler.

Uwe Baake und Werner Lang
Für die Entwicklung des Kamera-Außenspiegel-Systems waren Uwe Baake und Werner Lang verantwortlich. Uwe Baake studierte Elektrotechnik an der TU Darmstadt, wo er auch promovierte. 1995 begann er seine Laufbahn bei der damaligen Daimler-Benz AG, stieg dann zum Leiter der „Produktentwicklung Bus“ bei Mercedes-Benz do Brasil und dann zum Hauptverantwortlichen für Computer-Aided engineering bei LKW, Bussen und Vans auf. Heute ist Baake Leiter der Produktentwicklung Daimler Trucks.

Werner Lang absolvierte das Maschinenbau-Studium an der FH Würzburg und der TU München, wo er auch promovierte. 1998 begann seine berufliche Laufbahn bei der BMW AG in München in der Getriebe-Entwicklung und im Einkauf. 2004 wechselte er in die Geschäftsleitung bei MEKRA Lang und war in dieser Funktion verantwortlich für Entwicklung, Qualität, Vertrieb und Produktion am Standort in Ergersheim (D). Seit 2006 ist er als Geschäftsführer für die Bereiche Entwicklung, Qualität und Vertrieb global und für das Elektronik-Geschäft der Lang Gruppe verantwortlich.

Ferdinand-Porsche-Preis
Aktuell wurden nun Uwe Baake und Werner Lang für die Entwicklung des Kamera-Außenspiegel-Systems mit dem Ferdinand-Porsche-Preis der TU Wien ausgezeichnet. Überreicht wurde der Preis von Sabine Seidler, TU-Rektorin, gemeinsam mit Wolfgang Porsche als Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Porsche AG und Hans Michel Piëch als Mitglied des Aufsichtsrats der Porsche AG.

Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wurde bereits zum 21. Mal verliehen. Gestiftet wurde er 1976 von Louise Piëch, der Tochter von Ferdinand Porsche. Seit 1977 wird er alle zwei Jahre von der TU Wien vergeben. Er zählt zu den höchstdotierten Auszeichnungen für wegweisende Forschungs- und Entwicklungsleistungen auf dem Gebiet der Fahrzeugtechnik. Das Preisgeld tragen je zur Hälfte die Porsche Holding Salzburg und die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Stuttgart.

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red/mich, Economy Ausgabe Webartikel, 22.10.2019