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19. April 2024

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Wellpappenindustrie setzt weiter auf Nachhaltigkeit

Wellpappenindustrie setzt weiter auf Nachhaltigkeit© Forum Wellpappe

Über eine Milliarde Quadratmeter an abgesetzter Wellpappe im Jahr 2018 bedeutet für die Branche ein kleines Plus beim Umsatz. Bei besonders im Versandtransport gefragten Verpackungen setzt Österreichs Wellpappe-Industrie weiterhin auf nachhaltig erzeugte und biologisch abbaubare Materialien.

(red/cc) Über zwei Drittel aller in Österreich hergestellten Waren gehen in Wellpappe verpackt auf die Reise und das macht das Material zur primär gefragten Transportverpackung. In vielen Bereichen sind faserbasierte Verpackungen mittlerweile eine Alternative zu anderen Packstoffen und das verbessert auch die Umweltbilanz. Papierfasern können etwa bis zu 25 Mal wieder zu Wellpappe verarbeitet werden.

Funktionierender Kreislauf
Für die Herstellung von Wellpappe-Rohpapieren wird Angaben zufolge kein Baum gefällt, sondern Bruch- und Durchforstungsholz eingesetzt, das bei der Pflege nachhaltig bewirtschafteter und zertifizierter (Anm. nach FSC-Regularien) Wälder anfällt. Dank des Sammel- und Recyclingsystems in Österreich werden auch gebrauchte Verpackungen vollständig erfasst und der stofflichen Wiederverwertung zugeführt.

„Wellpappe ist leicht und trotzdem stabil, vielseitig und 100 Prozent biologisch abbaubar“, betont Max Hölbl, Sprecher des Forum Wellpappe Austria, anlässlich der Jahresbilanz 2018. Auch die von Politik und Öffentlichkeit geforderte Kreislaufwirtschaft sei bei Verpackungen aus Wellpappe bereits Realität. „Ein typischer Versandkarton eines Onlinehändlers besteht aus Wellpappe und wird nach dem Auspacken wieder als wertvoller Rohstoff für die Herstellung neuer Wellpappe verwendet. Die Recyclingrate liegt bei 99 Prozent,“ unterstreicht Hölbl.

Wellpappe als Naturprodukt
Verpackungen aus Wellpappe schützen aber nicht nur Lebensmittel und andere Waren vor Beschädigung und Schmutz, Wellpappe kann heute auch optimal auf die Präsentation abgestimmt werden. „Als sogenanntes Shelf-Ready-Packaging leistet Wellpappe einen wichtigen Beitrag für das Markenimage eines Produkts und spart dabei gleichzeitig Kosten und Zeit“, so Dieter Glawischnig vom Forum Wellpappe Austria.

Als Beispiel für die Verbindung von Naturnah und Marketing wird das StartUp „Hektar Nektar“ angeführt, ein Marktplatz für Bienen, über den Imker Bienenvölker und Zubehör handeln. Hektar Nektar hat eine eigene Versandbox aus Wellpappe entwickelt, mit der Bienen auch über längere Strecken schonend und lebend verschickt werden können. „Die Bienen-Versandbox Papernuc spiegelt den ökologischen Gedanken wieder und entspricht den Anforderungen der Imkerei- sie ist leicht, falt- und transportierbar, wiederverwendbar und zu 100 Prozent recyclebar, so Mark Poreda, Gründer von Hektar Nektar.

Henkel setzt auf Wellpappe
Der internationale Industriekonzern Henkel betreibt in Wien eines der europaweit größten Waschmittelwerke im Unternehmensverbund. Seit 2005 ist hier die Produktion von Marken wie Persil, Silan oder Fewa auf über 240.000 Tonnen gestiegen. Parallel dazu hat sich auch die Verwendung von Wellpappe auf 24 Millionen Einheiten verdoppelt.

„Wellpappe sowohl in Mehrweg- als auch in Einwegform kommt bei uns für die Anlieferung unserer Produktionsmittel zum Einsatz. Wir setzen sie außerdem als Shelf Ready-Verpackung für die Platzierung im Regal und für Promotion-Displays ein“, so Georg Grassl, Manager bei Henkel Österreich. Henkel will bis 2025 alle seine Verpackungen recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar machen. Und bis dahin sollen dann 100 Prozent des eingesetzten Papiers und Kartons aus recyceltem Material oder aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen.

Nachfrage und Kostensituation
Die Mitglieder des Forum Wellpappe Austria haben 2018 über 1 Milliarde Quadratmeter Wellpappe abgesetzt. Das sind 25 Millionen Quadratmeter mehr als 2017 und entspricht einem Wachstum von 1,5 Prozent. „Maßgeblich für diese Entwicklung sind das solide Wachstum bei unseren Kunden, eine anhaltende Konsumlaune und der Onlinehandel“, erklärt Max Hölbl. Als herausfordernd erweist sich weiterhin die Kostensituation: 2017 und zu Beginn 2018 hatten die Preisaufschläge auf Wellpappe-Rohpapiere von bis zu 25 Prozent einen enormen Kostendruck verursacht.

„Auch wenn sich die Situation wieder leicht entspannt hat, konnten noch nicht alle Erhöhungen ausgeglichen werden“, sagt Hölbl. Die österreichische Wellpappe-Industrie beschäftigt knapp 2.000 MitarbeiterInnen. Ein besonderer Fokus liegt bei der Ausbildung, wo derzeit etwa 71 Jugendliche in verschiedenen Lehrberufen ausgebildet werden und das betrifft Bereiche wie Verpackungstechnik oder Betriebslogistik bis hin zu Informatik und kaufmännischen Berufen. Auch ein branchenorientiertes FH-Studium ist möglich, so der Verband in einer Aussendung.

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red/cc, Economy Ausgabe Webartikel, 30.04.2019