Unabhängiges Magazin für Wirtschaft und Bildung

24. Mai 2025

Search form

Search form

Europas Innovation stärken

Europas Innovation stärken© Pexels.com/ian panelo

Europäische Kommission veröffentlicht neue Initiative zum Thema Künstliche Intelligenz. Sogenannter AI Content Action Plan soll Rückstand gegenüber anderen Wettbewerbern mindern. Daten, Infrastruktur, Cloud und rechtliche Regularien im Fokus.

(Christian Czaak) Die Europäische Kommission hat kürzlich einen neuen Plan für Stärkung und Aufbau technologischer Innovationskapazitäten veröffentlicht. Enthalten sind Initiativen, um den Rückstand gegenüber anderen Ländern und Konzernen zu reduzieren und insbesondere im internationalen Wettlauf im Bereich Künstliche Intelligenz/Artificial Intelligence (AI) verlorenen Boden gutzumachen. Der KI-Aktionsplan beinhaltet mehrere Schwerpunkte.

Europas KI- und Supercomputing-Infrastruktur
An erster Stelle steht der Aufbau einer breit angelegten Infrastruktur zu den Themen Daten und Datenverarbeitung. Die Kommission plant, Europas KI- und Supercomputing-Infrastruktur mit einem Netz von sogenannten „AI Factories“ zu stärken. Sie sollen europäische KI-Start-ups, Industrie und Forscher:innen bei der Entwicklung von KI-Modellen und -Anwendungen unterstützen. Dreizehn dieser Fabriken werden derzeit in Europa eingerichtet und sollen bis Ende 2025 fertiggestellt werden.

Zudem plant die EU die Errichtung von „AI Gigafactories“ , auch zum Training von rechenintensiven komplexen KI-Modellen. „Die dafür geplanten 20 Milliarden Euro sind eine notwendige Investition, um den europäischen Rückstand bei der für KI entscheidenden Rechenleistung zumindest zu verringern, sie werden mit Blick auf die Investitionssummen in anderen Ländern aber nicht ausreichen“, kommentiert der Deutsche Branchenverband Bitkom das Thema KI und KI-Factories.

Investitionen des Privatsektors in Cloud-Kapazitäten und Rechenzentren
Ein weiteres Thema ist Cloud-Computing. Um hier Investitionen des Privatsektors in Cloud-Kapazitäten und Rechenzentren zu fördern, wird die Kommission den „Cloud and AI Development Act“ vorschlagen. Ziel ist, die Kapazität der Rechenzentren in der EU in den nächsten fünf bis sieben Jahren mindestens zu verdreifachen.

Zu KI und Cloud gehört auch das Thema Daten. Um den Zugang zu umfangreichen und hochwertigen Daten zu verbessern, plant die EU Data Labs, wo große, hochwertige Datenmengen aus verschiedenen Quellen in AI Factories zusammengeführt und kuratiert werden. Noch 2025 soll eine umfassende „Data Union Strategy“ auf den Weg gebracht werden, um einen Binnenmarkt für Daten zu schaffen, der KI-Lösungen skalieren kann.

Eine Vereinfachung der Rechtsvorschriften im Kontext mit KI
Ein weiterer Fokus betrifft das Thema KI in strategischen EU-Sektoren und hier will die Kommission die „Apply AI Strategy“ starten. Dabei soll die industrielle Nutzung von KI in strategischen, öffentlichen und privaten Sektoren gefördert werden. Die neue EU-Initiative beschäftigt sich auch mit dem Thema Humankapital und mit der Stärkung von KI-Fähigkeiten und -Talenten. Die Kommission plant, die internationale Anwerbung von hochqualifizierten KI-Expert:innen und -Forscher:innen zu erleichtern.

Im Kontext mit KI soll es zudem eine Vereinfachung der Rechtsvorschriften geben. Die Kommission wird hier einen „AI Act Service Desk“ einrichten, um Unternehmen bei der Einhaltung des AI Acts zu unterstützen. Dieser Service Desk soll als zentrale Anlaufstelle und Drehscheibe für Informationen und Anleitungen zum AI-Act dienen.

Entscheidender Beitrag zu Europas digitaler Souveränität
Der deutsche Bitkom-Verband hat auch auf diese EU-Initiative reagiert. „Mit dem AI Continent Action Plan verschiebt die EU den Fokus von KI-Regulierung auf KI-Förderung – und dafür ist es höchste Zeit. Die europäischen Staaten können nur gemeinsam zu den führenden KI-Nationen USA und China aufschließen“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Eine KI aus Europa bringt einen entscheidenden Beitrag zu Europas digitaler Souveränität. Die aktuelle geopolitische Lage macht dies notwendiger denn je“, unterstreicht Dehmel.

Parallel mahnt der Bitkom-Verband die vielerorts noch nötigen Konkretisierungen ein. Das betrifft etwa Details zur „Data Union Strategy“, die grenzüberschreitende Verfügbarkeit von Daten. Dieses ist für KI-Trainings und -Anwendungen unerlässlich. Abschließend geht es noch um die Finanzierung des neuen AI Continent Action Plans. „Ohne klare Finanzierung und Zeitpläne besteht die Gefahr, dass der AI Continent Action Plan nur eine weitere gute Idee ist, die verpufft. Europa muss beim Thema KI jetzt Tempo machen“, betont der Bitkom-Verband.

Links

red/czaak, Economy Ausgabe Webartikel, 22.04.2025